„Auf sein Gesetz warten die Inseln“
Bloom im Aitape West Bibelübersetzungsprojekt – Frühjahr 2016
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Wir wurden an Jesaja 42,4 erinnert, als wir folgenden Bericht lasen. Eberhard arbeitet als Softwareentwickler unter anderem im Bloom-Projekt von SIL (Partnerorganisation von Wycliff) mit. Bloom ist ein Computerprogramm, das Bildungsarbeit weltweit unterstützt. Mit Bloom können ganz einfach Bücher und Sammlungen von Büchern in einer beliebigen Sprache erstellt werden (bloomlibrary.org).
1998 starben fast 3000 Menschen bei einer Tsunami-Katastrophe westlich von Aitape (Papua Neuguinea). Auch nahezu die Hälfte des dort lebenden Arop-Volkes kam durch die Flutwelle ums Leben. Zu dieser Zeit arbeitete ein Team aus dem Arop-Volk schon an einer Bibelübersetzung für ihre eigene Sprache.
In den Wochen und Monaten nach der Katastrophe wurde es den Mitgliedern des Arop-Übersetzungsteams immer klarer: Sie würden den benachbarten Volksgruppen helfen, die Bibel in ihre Sprachen zu übersetzen. Auch sie sollten Gottes Wort in einer Sprache erhalten, die zu ihren Herzen spricht, und das je eher desto besser! So kam es zur Bildung des Aitape West Bibelübersetzungsprojektes, einem Clusterprojekt mit insgesamt 10 Sprachen.
Im Frühjahr (März/April 2016) fand nun ein zweiwöchiger Bloom-Kurs statt. Missy Smith, die im Aitape West Bibelübersetzungsprojekt mitarbeitet, schreibt:
„Leider haben wir derzeit keine fest angestellten Mitarbeiter, die sich in Vollzeit um die Bildungsarbeit in unserem Sprachprojekt kümmern können, aber wir suchen trotzdem ständig nach Möglichkeiten, die Bildungsarbeit in den einzelnen Sprachgruppen zu fördern. Ungefähr 24 Einheimische arbeiten lokal mit, darunter zwei aus dem Arop Volk.
Als Ben Pehrson, unser Teamleiter, vorschlug, die Bloom Software zu nutzen und auch die einheimischen Mitarbeiter zu schulen, das Programm selbst benutzen zu können, habe ich erstmal gezögert. Nachdem ich mir aber die Bloom-Trainings-Videos angesehen und realisiert hatte, mit wieviel Überlegung die Software entwickelt wurde, so dass sie ganz einfach und unkompliziert zu benutzen ist, war ich total begeistert. Im Februar habe ich mir Zeit genommen, mit einer der einheimischen Mitarbeiterin, die Grundschullehrerin ist, die Bloom-Trainings-Videos anzusehen und schon am zweiten Abend hatte sie ein komplettes Buch in ihrer eigenen Sprache fertiggestellt.
Schließlich beschlossen wir, dass sie als Trainer bei einem Bloom Kurs mitarbeiten würde, legten einen Termin fest und luden die einheimischen Mitarbeiter aus allen 10 Sprachgruppen im Clusterprojekt ein. Aus allen Sprachgruppen kamen Mitarbeiter. Beim Kurs teilten wir uns in kleinere Gruppen auf, sahen uns das Trainingsmaterial an. Dann gingen wir zu unseren Tischen und arbeiteten an einem Buch. Wir begannen mit Shellbooks, das sind Buchvorlagen, die für die eigene Sprache angepasst werden können, und stellten schließlich auch komplett eigene Bücher her.
Da der Bloom-Kurs zeitgleich mit einem Kurs für einheimische Bibelübersetzer stattfand, hatten wir auch gleich Muttersprachler da, die die Bücher Probe- und Korrekturlesen konnten. Vor und während des Prozesses arbeitete ich eine Checkliste für die angehenden Buchautoren aus. So wussten sie: sobald sie die Checkliste abgearbeitet haben, sind ihre Bücher druckfertig!
Es war ein super Kurs. Ich war begeistert, wie schnell die einheimischen Mitarbeiter den Umgang mit Bloom lernten und immer sicherer wurden. Wenn jemand herausgefunden hatte, wie ein bestimmtes Detail im Programm funktioniert, hat er das schnell seinen Tischnachbarn gesagt. Insgesamt haben wir in den zwei Wochen 91 Bücher hergestellt, etwa 8 pro Sprache (je 4 Bücher, die auf einer Vorlage basierten und 4 komplett neue) und noch ein paar Extrabücher.
Ich bin dem Bloom-Softwareentwicklerteam total dankbar, dass das Computerprogramm einerseits so einfach zu bedienen ist und trotzdem flexibel genug ist, vollkommen neue Bücher zu erstellen. Einziges Problem bei unserem Kurs war, dass wir mit relativ alten Computern arbeiten mussten, auf denen nur eine ältere Version von Bloom lief, so dass wir gelegentlich eine Fehlermeldung hatten. In der Zwischenzeit konnten wir schon neue Computer anschaffen, auf denen auch die neuesten Versionen von Bloom laufen und im nächsten Kurs benutzt werden können.
Ich freue mich schon auf den nächsten Kurs im August. Die einheimischen Mitarbeiter werden mit Feedback ihrer Dorfgemeinschaften zu den Büchern, die sie zum Probelesen mit nach Hause genommen hatten, wiederkommen. Vermutlich werden wir ein paar Korrekturen vornehmen müssen. Wenn die Bücher fertig sind, werden wir sie auf bloomlibrary.org hochladen. Ziemlich sicher werden dann einige der Bücher als Vorlagen für Bücher in anderen Sprachprojekten genutzt werden. Mit immer mehr Literatur in den einheimischen Sprachen, gerade auch solchen kleinen Büchern, wächst unsere Hoffnung, dass Volksgruppen, deren Sprache noch nicht lange geschrieben werden kann, die Liebe zum Lesen entdecken und die Lesefertigkeiten der Einheimischen immer besser werden. Dadurch werden sie auch Bibeltexte in ihrer Muttersprache besser lesen und verstehen und auf ihr Leben anwenden können.
Wir geben Gott die Ehre und erbitten seinen Segen für alle, die sich die Bloom-Software ursprünglich ausgedacht haben und diejenigen, die daran arbeiten, dass die Software gut gepflegt und weiterentwickelt wird. Bloom hat unserer Bildungsarbeit im Projekt einen gewaltigen Schub gegeben und irgendwie denke ich, wir haben gerade erst angefangen: Es gibt noch so viel Potenzial, die Software in unserem Projekt zu verwenden, es gibt noch so viele Werkzeuge in Bloom, die wir noch gar nicht verwendet haben…“
Wir danken allen ganz herzlich, die unseren Dienst mit Wycliff/SIL unterstützen, und damit auch die Entwicklung der Bloom-Software und anderer Computerprogramme für Bibelübersetzer, Linguisten und die Bildungsarbeit in Minderheitensprachen ermöglicht haben und auch in Zukunft ermöglichen.
Weitere Informationen (auf englisch):
- Aitape West Bibelübersetzungsprojekt – kurze Zusammenfassung
- Video über das Aitape West Bible Translation Project