Warum Heimataufenthalt?
(aus Freundesbrief Nr. 14, April 2004)
Cameron Townsend, Gründer von Wycliff/SIL, formulierte folgenden Satz: "Der beste Missionar ist die Bibel in der Muttersprache. Sie braucht nie einen Heimataufenthalt und wird niemals als Ausländer betrachtet."
Missionare dagegen brauchen immer wieder einen Heimataufenthalt. Warum?
Arbeit in der Weltmission ist Teamarbeit. Ein Teil des Teams, nämlich die Unterstützer, Familien und Heimatgemeinden der Missionare, leben (meist) im Heimatland des Missionars. Den Kontakt aufrechtzuerhalten und die Beziehung lebendig, ist aus der Ferne nur bedingt möglich. Freundesbriefe und Artikel in Gemeindebriefen sind nur ein schwacher Ersatz für persönliche Begegnungen beim Mitleben in den Heimatgemeinden und im Reisedienst. Vertiefte Beziehungen und neu gewonnene Unterstützer ermöglichen die Wiederausreise der Missionare.
Es ist eine uralte Gepflogenheit, dass die Missionare zu ihrer sendenden Gemeinde zurückkommen und berichten und Anteil geben. Paulus und Barnabas wurden von der Gemeinde in Antiochia ausgesandt ( Apg. 13, 1ff). Nach Abschluss ihrer 1. Missionsreise kehrten sie nach Antiochia zurück und berichteten und "blieben noch längere Zeit bei den Jüngern." (Apg. 14, 26 - 28)
Reisedienst macht Weltmission wieder zum Thema in Gemeinden und Gruppen in Deutschland und ist ein wichtiger Bestandteil des Heimataufenthaltes. Neulich sagte jemand zu uns: "Ihr seid nicht nur Missionare von euren Gemeinden hin zu den Leuten, die nichts von Jesus wissen. Ihr seid auch Botschafter dieser Volksgruppen, um die Notwendigkeit von Bibelübersetzungsprojekten in den Gemeinden in euren Heimatländern bekannt zu machen. Wer sonst sollte es tun?"
Der Aufenthalt in einer anderen Kultur ist anstrengender als das Leben im Heimatland und führt zu einer Entfremdung von der Heimatkultur und der Muttersprache. Davon sind vor allem auch die Kinder der Missionare betroffen. Der Wiedereinstieg in die Kultur der Eltern nach der Beendigung des Auslandsaufenthaltes fällt viel leichter, wenn sie mehrmals die Gelegenheit hatten, sich länger im Heimatland der Eltern aufzuhalten. Eine Missionarin schreibt: "Je kürzer die Abstände sind, umso besser, vor allem auch für die Sprache."
Für viele Missionare bedeutet Heimataufenthalt auch Mitarbeit auf dem Zentrum der Missionsgesellschaft im Heimatland, Fortsetzung eines missions-bezogenen Studiums oder Fortbildungen im eigenen Fachgebiet. Der Besuch von Gottesdiensten und anderen Gemeindeveranstaltungen in der Muttersprache hilft, den Glauben der Missionare zu stärken. Manche Missionare benötigen verstärkte medizinische Betreuung.
Die Zeit des Heimataufenthaltes ist fast immer eine sehr ausgefüllte Zeit, was sich nicht nur am Terminkalender zeigt – sondern besonders an der Vielzahl der Begegnungen mit Christen im Heimatland, denen Weltmission wichtig ist oder durch den Dienst der Missionare wichtig geworden ist.